mein grund, und boden

Auf Basis des ganz realen HCB-Skandals wird mit schräger Komik und ebensolchen Bildern die Wirklichkeit reenacted, quasi rekonstruiert, um dem Boden der Wahrheit näher zu kommen.
Es ist eigentlich ein Skandal, der hier laufend grassiert. Nicht der erste und es wird auch nicht der letzte sein, der dieses Land erschüttert.
Der größte und wichtigste Arbeitgeber in diesem Land hat jahre- oder sogar jahrzehntelang fahrlässig die Landschaft nachhaltig geschädigt. Die Schuld muss abgestritten werden oder das Ausmaß vertuscht, die Mitwisserschaft verschleiert oder einfach die beste Verschwörungstheorie gefunden werden, damit man die Fakten nicht wahrhaben muss, die aber auch gar nicht so einfach zu sammeln sind. Eingefangen werden soll das alles von einem Filmteam, das merklich daran scheitert, den Geschehnissen auf den Grund zu gehen.

Premiere: 15. März 2019, neuebuehnevillach

Foto: Patrick C. Klopf/nbv

„mit den äpfeln stimmte etwas nicht. die scböne grüne farbe, die rote einfärbung. überall war der wurm drin. ja, so konnte man es nennen. es schmeckte einfach, also, es schmeckte einfach nicht mehr, nicht mehr wie sonst. man darf den geschmack, den geschmackssinn der sogenannten einfachen leute, die sich keine großen gedanken machten, nicht unterschätzen. sie haben meistens recht. dafür brauchen sie keine labore, dafür brauchen sie keine testgeräte. es war was faul, ganz eindeutig. das ist nicht die qualität, die sie gewohnt waren, das ist nicht die qualität, die sie verkaufen wollten, dachten sie sich, sofern ihr geschäft auch im verkauf von lebensmitteln, allgemein gesprochen von produkten bestand. seit man nicht mehr von verkauf sondern ständig von märkten sprach, waren die waren eben produkte und als solche ständig schwankungen unterlegen, vor allem des preises, naturgemäß aber auch in der qualität und genau diese stimmte nicht mehr.

doch die äpfel waren erst der anfang, es betraf auch „produkte“, ich verwende das jetzt einfach mal weiter, die unter der erde wuchsen, „produkte“, die täglich frisch erzeugt wurden, ich denke da an eier oder milch. die sogenannten einfachen leute sagten: das ist nichts mehr. wie recht sie hatten. das war nichts, nicht mehr viel von dem, was es eigentlich sein sollte, was sie gewohnt waren, weil sie natürlich ihre ersten kunden – auch das setze ich jetzt bewußt unter anführungszeichen – und auch treue abnehmer waren, weil sie sich natürlich auch durch sich selbst versorgten, versorgen mussten, denn mit herkömmlicher landwirtschaft verdiente man sich schon längst seinen lebensunterhalt nicht mehr. 

man hatte sich immer dagegen gestellt, gegen den verlust von qualität, die immer auch mit dem verlust der natürlichkeit einhergegangen war. für die meisten kam es gar nicht in frage, beispielsweise tomaten in einem der supermärkte zu kaufen, wo man nur noch die ahnung davon bekommen konnte, wie etwas schmecken sollte. das ist ein dauerndes thema und vielleicht ohnehin hinlänglich bekannt, dass wir nur noch die simulation von geschmack zu essen bekommen, wenn wir lebensmittel in einem supermarkt einkaufen. dort ist aber die gurke genauso simuliert wie der geschmack von erdnüssen im müsli. 

mit der nummer mit der e-nummer darf man erst gar nicht anfangen, das war eigentlich konsens. auch wenn einige bauern zwischendurch doch immer gerne in die manipulierte trickkiste griffen, um ihren ertrag etwas zu erhöhen oder resistenter gegen schädlinge zu machen, was ihnen definitiv einen vorteil am markt – da haben wir ein weiteres vielgebrauchtes wort – einbrachte.

eigentlich war es aber verpöhnt, war man doch stolz auf diese kaum zu überbietende ursprüngliche qualität, die eigentlich das natürlichste, das natürlichste der welt war. 

aber auch mit dem vieh stimmte ganz offensichtlich etwas nicht, es verhielt sich anders, statt den widerspenstigen kälbern hatte man nun apathische geschöpfe im stall, als ob sie im willen gebrochen, als ob sie krank wären.

husten

die sonne schien am himmel. man trat vors haus. man atmete tief ein.

husten“